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Was ist Evaluation?

Diese Seiten legen drei Definitionen von Evaluation zugrunde, die sich weniger inhaltlich, sondern eher im Grad ihrer Detailliertheit unterscheiden:

Herkunft des Begriffs

Der Begriff stammt nicht, wie man gelegentlich lesen kann, aus dem Lateinischen, zumindest nicht direkt. Vielmehr ist er von engl. "Bewertung" abgeleitet und hat in seiner heutigen Verwendung erst in den 1970er Jahren Eingang in den deutschen Sprachgebrauch gefunden (s. Etymologie von "Evaluation"). Zur etymologische Herleitung von evaluation im Englischen vgl. das Online etymology dictionary external.

Zwei Verständnisse von Evaluation

In der Kommunikation über Evaluation stellt sich immer wieder heraus, dass zwei grundverschiedene Auffassungen über den Begriff Evaluation bestehen, die zu Missverständnissen und Scheindebatten führen können. Diese nenne ich das enge und das weiter Verständnis von Evaluation.

Das enge Verständnis von Evaluation

Nach dem engen Verständnis lässt sich Evaluation auf die Anwendung sozialwissenschaftlicher Methoden zur Untersuchung der Wirkungen einer Maßnahme reduzieren. Die Gütekriterien von Evaluation sind aus dieser Perspektive erschöpfend mit den allgemeinen Gütekriterien empirischer Forschung zu benennen. Zur Grundlagenforschung wird kein grundsätzlicher Unterschied gesehen, abgesehen davon, dass es bei Evaluation nicht um die Generierung von allgemeingültigen Erkenntnisse geht, sondern nur um Erkenntnisse über einen konkreten Gegenstand, das Evaluationsobjekt. Fragen der Evaluationsmethodik lassen sich nach dieser Sichtweise auf forschungsmethodische Fragen reduzieren.

Das weite Verständnis von Evaluation

Nach dem weiten Verständnis ist Evaluation ein wesentlich komplexeres Unterfangen, das eingebettet ist in den größeren Kontext der sozialen Handlungssteuerung. Da sie im Gegensatz zur Grundlagenforschung in einem konkreten Verwertungskontext stattfindet, gelten weitergehende Gütekriterien für Evaluation. Zentral ist hier die Annahme, dass sich aus dem Auftragskontext von Evaluation und dem Zusammenspiel verschiedener Akteure im Evaluationsprozess zusätzliche Anforderungen an Evaluationskompetenzen ergeben, die nicht erschöpfend mit der Anwendung sozialwissenschaftlicher Methoden zu beschreiben sind. Um die Frage zu beantworten, welche Evaluationsmethodik in diesen Kontexten den genannten Anforderungen gerecht werden kann, ist Evaluationsforschung notwendig, also die Forschung über Evaluation.

Konsequenz

Keine der beiden Auffassungen ist richtiger als die andere, allerdings ergeben sich erhebliche Probleme, wenn keine Klarheit darüber besteht, welche gemeint ist.

In der deutschsprachigen Diskussion scheint es stark vom jeweiligen fachlichen Hintergrund abzuhängen, welches Verständnis vorherrscht. In der Psychologie etwa, wo mit Evaluationen typischerweise neue Interventionsverfahren auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden, überwiegt nach meinem Eindruck das enge Verständnis. Im Bereich soziale Arbeit dagegen wird Evaluation stärker in einem übergreifenden Kontext diskutiert.

Obwohl ich selbst einen vorwiegend psychologischen Hintergrund habe, vertrete ich auf evoluation.de das weite Begriffsverständnis. Grund ist, dass ich vorwiegend an der Frage interessiert bin, wie und unter welchen Bedingungen Evaluation die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen kann, wie sie also bestmöglich im weitesten Sinne zum "improvement of the social system" (Cronbach?###) beitragen kann.

Letzte Änderung: 29 Aug 2006 - 09:12
 
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